Bisher ist in Bayern für die Außengastronomie in der Regel um 22 Uhr Schluss. Dies ist über kommunalrechtliche Bestimmungen in Verbindung mit immissionsschutzrechtlichen Bundesvorschriften so geregelt. Städtetagspräsident und Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr forderte jetzt, die Öffnungszeiten in der Außengastronomie bis Mitternacht zu verlängern. Eine Position, die der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) unterstützt. Dies wäre laut Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann nicht zuletzt aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens der Gäste nötig und sinnvoll.

 Bisher müssen Gastwirte in Bayern einen Antrag stellen, wenn sie die Außengastronomie in ihrem Betrieb länger als 22 Uhr geöffnet halten möchten. Nach den monatelangen Zwangsschließungen und enormen Umsatzeinbußen eine zusätzliche bürokratische Belastung, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Dabei braucht die Gastronomiebranche jetzt genau das Gegenteil: Unbürokratische Förderungen und längere Öffnungszeiten, um zumindest einen Teil der finanziellen Verluste der vergangenen Monate auszugleichen. „Es zeigt sich deutlich, dass sich das Freizeit- und Ausgehverhalten der Gäste in den vergangenen Jahren und Monaten stark geändert hat“, sagt VEBWK-Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann, „flexiblere Arbeitszeiten und längere Ladenöffnungszeiten tragen dazu bei, dass wir uns erst später in den Biergarten setzen, dafür aber natürlich entsprechend länger in den Abend hinein.“

Auch die Coronapandemie ist ein Grund, wieso ausgedehnte Öffnungszeiten der Gastronomie sinnvoll sind. „Die Gäste sitzen mittlerweile lieber draußen, als in Innenräumen“, weiß der Vereinsvorsitzende und Gastronom Franz Bergmüller, „nicht zuletzt deshalb gibt es schließlich auch in der Überbrückungshilfe III ein Förderprogramm für Überdachungen und beheizbare Pergolen. Grund für diese Vorliebe der Außengastronomie ist unter anderem, dass manche Gäste sich nicht testen lassen wollen oder können oder aufgrund der zu vernachlässigenden Infektionsquote von laut RKI 0,9 Prozent im Freien lieber draußen sitzen wollen. Verlängerte Öffnungszeiten würden somit nicht nur den Wünschen der Gäste entgegenkommen, sondern würden auch die von der Coronakrise stark betroffene Branche zumindest teilweise entschädigen.“

Dass dieses Konzept funktioniert, zeigen bereits die Länder Spanien, Frankreich und Italien. Dort gibt es, abgesehen von etwaigen Coronaregelungen, keine Sperrstunde für die Außengastronomie. „Die Vorteile sind weitreichend“, sagt Dr. Ursula Zimmermann, „längere Öffnungszeiten tragen nicht nur zu einer Belebung der Innenstädte bei. Gerade in Ballungsräumen weichen Jugendliche und auch Erwachsene immer öfter auf öffentliche Plätze als sozialem Treffpunkt aus. Ein längerer Betrieb der Außengastronomie würde zu einer Entzerrung des Problems führen und die Feiern gleichzeitig in einen Bereich verlegen, der weitreichende Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen implementiert hat. Auch in Hinblick auf Corona eine ‚Win-Win‘-Situation.“

Der VEBWK fordert daher den Erlass einer Bayerischen Immissionsschutzverordnung

„Außengastronomie“, die eine Betriebszeit bis mindestens 24 Uhr vorsieht und in der Messverfahren für die Bewertung menschlichen Kommunikationslärms festgelegt werden.

„Bislang wird von vielen Kommunen dafür analog die ‚Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm‘ herangezogen, die auf die Messung technischen Lärms ausgerichtet ist“, weiß Dr. Zimmermann, „Kommunikationslärm kann aber nicht genauso behandelt werden wie reden oder lachen. Außerdem ist ein negativer Einfluss auf die Nachtruhe schon deshalb nicht zu erwarten, da in der kontrollierten Außengastronomie, anders als auf öffentlichen Plätzen, der Wirt die Verantwortung trägt und bei Bedarf selbst für Ruhe sorgt.“

Für Gäste, Gastronomen und in Hinblick auf die Eindämmung des Coronavirus wäre eine Ausweitung der Öffnungszeiten in der Außengastronomie daher sinnvoll und lohnenswert.

„Jetzt ist es an den verantwortlichen Politikern, entsprechend zu handeln und diesen Vorschlag auch umzusetzen“, sagt die VEBWK-Geschäftsführerin, „gerne stehen wir dabei auch für Gespräche zur Verfügung.“