Die Sperrstunde in der Gastronomie fällt, Clubs und Diskotheken sollen ab Oktober unter strengen Auflagen öffnen dürfen und die 3G-Regel bleibt flächendeckend erhalten. Das hat heute Ministerpräsident Söder in einer Pressekonferenz verkündet. Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) kritisiert die neuen Regeln. Diese erschweren der stark angeschlagenen Branche wirtschaftliches Handeln.

„Auch wenn die heute verkündeten Regeln von Ministerpräsident Söder als Lockerung verkauft werden, stellen die Maßnahmen für die Gastronomie doch eine deutliche Verschlechterung der Situation dar“, sagt VEBWK-Vorsitzender Franz Bergmüller, „schon jetzt zeigt sich, dass ab einer Inzidenz von 35, also mit Greifen der 3G-Regel, die Gäste in der
Innengastronomie ausbleiben. Diese Regelung werden die Betriebe weiterhin massiv zu spüren bekommen. Insbesondere, da die Tests ab 11. Oktober kostenpflichtig werden.“ Zudem können auch weitere Verschärfungen nicht ausgeschlossen werden, sollte die neu eingeführte „Krankenhaus-Ampel“ auf Rot springen. Damit fehlt den Betreibern die so wichtige Planungssicherheit. „Die von Beginn an als Sündenbock missbrauchte Gastronomiebranche wird hier wieder einmal für politische Zwecke missbraucht“, kritisiert Bergmüller, „Söder übt auf dem Rücken unserer Gastronomen unangemessenen Impfdruck auf die Bevölkerung aus. Dies ist weder angemessen, noch in irgendeiner Weise akzeptabel!“

Die Lockerungen der Kontaktbeschränkungen, sowie der Teilnehmerbegrenzungen bei privaten und öffentlichen Veranstaltungen, die auch der Gastronomie und Veranstaltern zu Gute kommen, begrüßt der VEBWK. Der Wegfall der Sperrstunde ist für den Vereinsvorsitzenden eine längst überfällige Entscheidung. „Insbesondere junge Leute haben
diese Regel in den letzten Wochen und Monaten zunehmend ignoriert“, sagt Franz Bergmüller, „wie auch während der Zwangsschließung der Gastronomie konnte hier beobachtet werden, dass die Feiern dann einfach in den privaten Raum verlegt werden – ohne entsprechende Hygienekonzepte, wie sie in Restaurants umgesetzt sind.“

In seinen Forderungen bestätigt sieht sich der Verein auch bei der ausdrücklichen Öffnungsperspektive für Bars und Diskotheken. „Wir haben lange dafür gekämpft und freuen uns jetzt, dass dieses so lang von der Politik totgeschwiegene Thema endlich behandelt wird“, sagt VEBWK-Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann, „dass allerdings neben
Geimpften und Genesenen nur Personen Zutritt haben sollen, die über einen teuren negativen PCR Test verfügen, kommt einer 2G Regel gleich. Nur wenige Besucher werden dieses teure Zutrittsticket lösen, um tanzen zu gehen.“ Auch Franz Bergmüller sieht einen wirtschaftlichen Betrieb von Bars und Diskotheken dadurch massiv gefährdet. „In Baden-
Württemberg haben einige Betreiber ihre Türen aufgrund derselben Regelung weiter geschlossen gehalten. Und auch in Österreich zeigt sich, dass viele Diskotheken wegen der deshalb ausbleibenden Gäste wieder schließen. Den Schaden muss wieder einmal die Gastronomiebranche davontragen.“ Auch in Hinblick auf Kulturveranstaltungen befürchtet
Bergmüller starke finanzielle Einbußen. „Ob mit 3G-Regel und ohne Maske am Platz bei Vollauslastung oder mit Maske und halber Auslastung – beide Möglichkeiten bieten Hindernisse für Besucher und machen damit wirtschaftliches Handeln schwer!“

Auch wenn der VEBWK damit einige der heute neu verkündeten Regelungen begrüßt, bleibt insbesondere bei der Öffnung von Bars und Diskotheken fraglich, ob die Lockerungen tatsächlich auch Erleichterungen für die Betreiber bringen. Klar ist, dass auch mit dem neuen „Ampel-Konzept“ keine Planungssicherheit besteht. Damit stehen auch in diesem Jahr Weihnachtsmärkte, Silvesterveranstaltungen oder Hochzeiten erneut auf der Kippe.