Ministerpräsident Söder hat für Bayern strengere Corona-Regeln ins Spiel gebracht. Darüber soll in der kommenden Woche im Kabinett entschieden werden. Angedacht sind neben einer Ausweitung der Maskenpflicht auch die Verschärfung von „3G“ zu „3G plus“. Statt eines Antigentests bräuchten Ungeimpfte für den Besuch einer Gaststätte dann einen teuren PCR-Test. In Clubs und Diskotheken könnte sogar verpflichtend „2G“ eingeführt werden. Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) kritisiert diesen Vorstoß Söders.

„Offiziell schließt Söder einen Lockdown für Ungeimpfte aus und plant doch gleichzeitig eine Verschärfung der Maßnahmen, die faktisch genau einem solchen Lockdown entsprechen“, kritisiert VEBWK-Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann, „egal ob Gastronomie, Hochschulen, Kinos, Konzerte, Sportstätten oder Freizeiteinrichtungen: In all diesen Bereichen gilt die ‚3G-Regel‘, wenn die 7-Tages-Inzidenz über 35 liegt. Wenn für diese Bereiche in regionalen Corona-Hotspots künftig ‚3G plus‘ gilt, dann kommt das einem Lockdown und damit einem Ausschluss der Ungeimpften am gesellschaftlichen Leben gleich. Was noch bleibt ist lediglich der Gang in den Supermarkt und Einzelhandel.“

Kaum jemand wird den PCR-Test in der Praxis für eine Besuch beim Friseur oder im Restaurant nutzen. Das liegt nicht nur daran, dass ein derartiger Test ca. 80 Euro kostet. Gerade in ländlichen Gebieten ist es zudem kaum möglich, einen PCR-Test durchführen zu lassen.

„Schon mit der ‚3G-Regel‘ spürt man eine deutliche Zurückhaltung von Ungeimpften beim Besuch der Gastronomie“, weiß Franz Bergmüller, Vorsitzender des VEBWK, „der faktische Lockdown würde ca. 30 Prozent unserer Kunden betreffen! Dies bedeutet einen massiven Einbruch des Umsatzes – finanzielle Hilfen vom Staat gibt es dann allerdings nicht.“ Für die Gastronomiebranche eine weitere wirtschaftliche Katastrophe. „Unsere Branche wurde bereits zu Beginn der Coronakrise als Sündenbock missbraucht und hat sich von den wirtschaftlichen Schäden der Lockdowns noch immer nicht erholt“, so Bergmüller, „derartige Pläne, wie jetzt die Verschärfung der Maßnahmen, führt zu weiterer Unsicherheit im Gastgewerbe und wird verheerende Folgen für die gesamte Branche haben.“ In der Gastronomie hat die Politik längst an Glaubwürdigkeit verloren. Die Konsequenzen sind fehlende Nachfolger für Betriebe, verödende Innenstädte und ausbleibende Investitionen. Das gesellschaftliche Leben hingegen verlagert sich zunehmend in private Bereiche, ohne Auflagen, ohne Sozialabgabe, ohne Steuern und dafür in Freiheit.

„Die Gastronomiebetriebe in Bayern haben, nicht zum ersten Mal in der Coronakrise, das Nachsehen“, so Dr. Zimmermann, „traurig, aber wahr: Von Söder wurde auch nichts anderes mehr erwartet. Während Berlin über Lockerungen spricht und die Ampelkoalition die epidemische Lage nicht weiter verlängern will, will unser Ministerpräsident wieder einmal den Hardliner spielen. Dabei haben nicht zuletzt die Ergebnisse der Bundestagswahl gezeigt, dass die Bevölkerung diese Linie nicht mehr mitträgt.“

Der VEBWK fordert nun, auf die Verschärfung der Maßnahmen zu verzichten und im Kampf gegen das Coronavirus stattdessen auf den Schutz der vulnerablen Gruppen zu setzen. „Rund zwei Drittel der Bevölkerung sind geimpft, jeder Bürger in Bayern hat ein Impfangebot bekommen. Weitere Verschärfungen der Regeln sind hier fehl am Platz“, sagt Dr. Ursula Zimmermann, „jetzt muss auch auf unsere bayerischen Betriebe geachtet werden. Denn eines vergessen Politiker leider gerne: Für die Wirtschaft gibt es keine Booster-Impfung.“