Im dritten Teil unserer kleinen Serie wollen wir euch nach dem Betrieb durch eine Genossenschaft und dem Betrieb durch eine AG, heute das Wirtshausrettungsmodell „Betrieb durch einen Verein“ vorstellen.

Verein zum Erhalt der Feldkahler Dortwirtschaftskultur e. V.

Die Traditionsgaststätte „Zum Grünen Baum“ in Feldkahl hat durchaus schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Mindestens seit 1841 ist der Grüne Baum schon eine Gastwirtschaft. Die letzte Wirtin, führte das Zepter in Eigentum dabei über Jahrzehnte bis zu ihrem 80. Lebensjahr.

Während dieser Zeit wurde ein Nebengebäude mit großem Saal errichtet, in dem eine Zigarrenfabrik beheimatet war. Just in diesen Saal wurde dann im 2. Weltkrieg ein Rüstungsbetrieb verlegt, in dem spezielle Kabel produziert und verlötet wurden. 1952 wurde der Betrieb schließlich vom damaligen Besitzer des Wirtshauses um eine Apfelmostkelterei erweitert. Lange Zeit diente der Keller des Gasthauses als Produktionsstätte.

Als die letzte Wirtin aus Altersgründen aufhörte, wurde das Lokal anschließend mehrmals verpachtet.Pizza und Pasta gab es nun auch im Feldkahler Oberdorf.

Mitte 2019 war dann vorläufig ganz Schluss – es hatte sich kein neuer Pächter mehr gefunden.

Für die Stammgäste war dies eine unschöne Situation, da sie sich nicht mehr wie gewohnt beim „Wädd“ treffen konnten. Hinzu kam noch die Tatsache, dass die zweite Gaststätte in Feldkahl „Zum Engel“ aus gesundheitlichen Gründen auch schließen musste, so dass auch keine Alternative mehr in Feldkahl vorhanden war.

In den folgenden Monaten reifte deshalb die Idee einen Verein zu gründen um den „Baum“ ehrenamtlich zu führen und damit wieder einen Treffunkt für die Dorfgemeinschaft zu schaffen. Möglich war das zuletzt auch deshalb, weil der Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses, die Räume zu diesem Zweck pachtfrei zur Verfügung stellen wollte. Der ehemalige Wirt, der die Gaststätte früher über Jahre geführt hatte, richtete eine WhatsApp Gruppe ein und schrieb die Personen an, von denen er überzeugt war, dass sie die Idee mit unterstützen würden. Die Gruppe wurde schnell größer und man entschied sich zu einer Gründungsversammlung einzuladen.

Am 17. Oktober 2019 war es dann so weit. Im „Säälje“ (kleiner Saal) der Gaststätte trafen sich 48 Feldkahler um den Verein zum Erhalt der Feldkahler Dorfwirtschaftskultur e.V. ins Leben zu rufen. Schnell wurde aber klar, dass der Verein nicht nur zum Zwecke des Gaststättenbetriebs dienen sollte, sondern sich generell um die Unterstützung der Dorfgemeinschaft kümmern soll. Dies sollte durch die Erlöse aus dem Betrieb der Gaststätte ermöglicht werden. In der Vereinssatzung wurden beispielhaft einige Maßnahmen festgeschrieben:

  • Die Förderung des Gemeinwesens und des Gemeinschaftsgefühls der Einwohner von Feldkahl durch den Betrieb der Gaststätte und die Durchführung von Veranstaltungen
  • Die Unterstützung von anderen in Feldkahl ansässigen Vereinen, juristischen Personen des Privatrechts, Institutionen und Gemeinschaften
  • Die Förderung von örtlicher Jugendarbeit
  • Die finanzielle Unterstützung von sozialen Projekten

Im Februar 2020 ging es dann los. Der Verein war im Register eingetragen, die Konzession für den Betrieb der Gaststätte war erteilt worden. Und was das Wichtigste war, es hatten sich auch rund 40 ehrenamtliche Helfer gefunden, die in 8 Teams die Gaststätte an zwei Tagen in der Woche (Donnerstag und Freitag) bewirtschaften wollten. Mit viel Tatendrang wurden die ersten Dienste gemacht, bis dann Mitte März Corona mit dem ersten Lockdown, weitere sollten folgen, bereits wieder zum Schließen zwang. Aber aufgrund der Tatsache, dass es keine großen Fixkosten wie Personal oder Pacht gab, wurde an der Idee festgehalten und tun das mit großem Elan und Erfolg bis heute.

Das Gasthaus ist donnerstags und freitags jeweils ab 18.00 Uhr geöffnet. Es gibt keine feste Speisenkarte. Die am Öffnungstag angebotenen Speisen werden von den eingeteilten Teams vorab festgelegt und in einer WhatsApp-Gruppe, im gemeindlichen Amtsblatt oder über Ankündigungsschilder bekanntgegeben.

In den Sommermonaten wird das Bewirtungsangebot über einen Biergarten im Hof erweitert.

Und auch die Tradition kommt nicht zu kurz:

Bei der wieder ins Leben gerufenen traditionellen Christbaumversteigerung im Dezember 2022 wurde im „Säälje“ ein Christbaum mit allerlei Köstlichkeiten und Gebrauchsgegenständen geschmückt und Ast für Ast, sowie Stamm und Spitze unter den anwesenden Gästen versteigert.

Der Erlös aus dieser Versteigerung, immerhin rd. 1.000 Euro, wurde zu gleichen Teilen an den örtlichen Kindergarten und die Mittagsbetreuungsgruppe der Grundschule gespendet.

Und auch die Jecken durften sich freuen. So wurde in diesem Jahr kurzfristig am Faschingssonntag eine „After-Train-Party“ organisiert.

Für den Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur ist dies ein gelungenes Beispiel gelebter Dorf- und Wirtshauskultur!