Ministerpräsident Söder hat einen möglichen Lockdown in der Gastronomie in Spiel gebracht. Angesichts der derzeitigen Entwicklung der Coronasituation müssten strengere Maßnahmen geprüft werden. Dies könnte auch die vorübergehende Schließung im Gastronomiebereich bedeuten. Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) kritisiert diesen Vorstoß Söders scharf. Ein erneuter Lockdown wäre der „endgültige Todesstoß“ für die stark angeschlagene Branche.

„Mir fehlen die Worte angesichts der aktuellen Äußerung von Ministerpräsident Söder“, sagt VEBWK-Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann, „die Gastronomiebranche kämpft nun seit über einem Jahr um das Überleben. Noch während der Zwangsschließungen haben wir umfangreiche Hygiene- und Sicherheitskonzepte erarbeitet, die nachweislich funktionieren. Unsere Betreiber haben trotz Umsatzeinbußen von bis zu 100 Prozent viel Geld in Plexiglasscheiben und andere relevante Schutzmaßnahmen gestellt und jede neue Vorschrift von Bund und Land entsprechend umgesetzt. Kontaktdatenerfassungen, 3G, 3G plus oder 2G: All das wurde auf dem Rücken der Gastronomen ausgetragen. Jetzt soll alles umsonst gewesen sein?“

Schon zu Beginn der Pandemie wurde die Gastronomiebranche von den bayerischen Politikern gerne als Sündenbock missbraucht. Während fast überall in Deutschland wieder normaler Betrieb in den Clubs, Restaurants und Bars erlaubt war, gab es für viele Bereiche in Bayern keine Perspektive. Als dann auch Kneipen und Discotheken wieder öffnen durfte, wurde dieser Schritt sofort mit strengen Zugangsregeln versehen, um den Impfdruck auf Ungeimpfte zu erhöhen. Erneut eine Maßnahme zum Schaden der Gastronomiebranche.

Jetzt, nur wenige Wochen später, stehen erneut Zwangsschließungen im Raum, obwohl dies von der Politik bislang ausgeschlossen wurde.

„Wenn unsere Betriebe erneut in den Lockdown gehen müssen, bedeutet das den endgültigen Todesstoß für die Gastronomiebranche“, so Dr. Zimmermann, „hier geht es um tausende Existenzen! Nicht nur die Wirte stehen dann vor dem Aus – auch die Angestellten, seien es Vollzeitkräfte oder Aushilfen, sind davon betroffen!“ Wie stark die Branche schon jetzt angeschlagen ist, zeigen die offiziellen Zahlen. Durch die strengen Zugangsregeln müssen Betriebe bis zu 70 Prozente Umsatzverlust verkraften. Kurz vor Weihnachten sieht sich die Gastronomiebranche zudem nun mit einer gewaltigen Stornierungswelle konfrontiert. Die Stadt Regensburg hat so beispielsweise schon alle städtischen Weihnachtsfeiern abgesagt und Firmen zögern, eine derartige Feier überhaupt zu planen. Auch anderweitige Veranstaltungen werden kaum durchgeführt – und wenn, dann nur mit einer stark reduzierten Personenanzahl.

Mittlerweile wird damit auch ein Job in der Gastronomie zunehmend unattraktiv. Viele Festangestellte und Aushilfen haben bereits während der ersten Zwangsschließungen die Branche gewechselt. Die Antworten auf eine aktuelle Personaloffensive des VEBWK sprechen deutliche Worte: Kaum jemand möchte noch eine Stelle in der Gastronomie. Zu groß ist die Angst vor neuen Zwangsschließungen und auch die begleitenden Regelungen, wie 3G oder 3G plus, sowie die Maskenpflicht am Arbeitsplatz schrecken potentiell Interessierte ab. Innerhalb nicht einmal ganzer zwei Jahre hat die verfehlte Corona-Politik damit eine ganze Branche sehenden Auges an die Wand gefahren, obwohl laut RKI-Studie nur 0,56 % aller Infektionen im Gastgewerbe stattfinden und dort Hygienemaßnahmen schon immer funktionieren.

Pressemitteilung vom 11.11.2021