Stellungnahme des VEBWK e.V. zur Diskussion über Raucherpausen

„Gymnastik statt Glimmstängel“ schlägt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) vor. Ohoven will die Raucherpausen komplett streichen und den „blauen Dunst“ sogar vom Betriebsgelände und speziellen Raucherräumen insgesamt verbannen.

Die ins Spiel gebrachte Meinung des Verbandsvorsitzenden stellt sicher keine allgemein gültige Forderung dar, aber sie eignet sich wahrscheinlich, um der ohnehin aufgeheizten Stimmung zum Thema Rauchen einen weiteren Kick zu geben. Um in der Spiele – Sprache zu bleiben: damit hat sich „Super – Mario“ in ein Feld gewagt, aus dem er nur schwer wieder heraus finden wird. Als Begründung bezeichnet er die Pausen als Störung des Betriebsablaufes. Außerdem könnten sich Nichtraucher – die weniger Pausen nehmen – gegenüber rauchenden Kollegen benachteiligt fühlen. Dann wird noch ein Zahlenspiel vorgenommen, welches ohne Nachweis mal eben einen betrieblichen Kostenfaktor von über 2000 Euro pro Raucher und Jahr bei nur drei Zigarettenpausen am Tag beschreibt. Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK ) meint dagegen: „Diese Milchmädchenrechnung ist vorgeschoben. Der Vorstoß dient wohl eher der Kampagne gegen Raucher und die Zigarette, die von anderen Seiten bereits seit längerer Zeit entfacht wurde. Mit betriebswirtschaftlicher Berechnung hat es auf jeden Fall nichts zu tun, denn es ist bekannt, dass kleine Pausen die Produktivität der MitarbeiterInnen in der Regel erhöhen. Der Versuch, Arbeitnehmer zu minutiös funktionierenden Arbeitsbienen zu machen, wird scheitern, da solche Hirngespinste den Arbeitsfrieden stark negativ beeinflussen. Und das kostet dann richtig und echtes Geld.“ Der VEBWK spricht auch für eine große Zahl von Betrieben in der Gastronomie. In dieser Branche gehören zum Beispiel kurze Pausen, ob zum rauchen oder Kaffeetrinken genutzt , zu den notwendigen Abläufen. Würde man den MitarbeiterInnen in Service und Küche dieses versagen, so wäre das gravierender Eingriff in den Betriebsablauf mit sehr negativen Folgen. Also genau umgekehrt, als von Mario Ohoven vorgetragen. Laut bestehendem Gesetz kann jedes Unternehmen die Raucher-Pausenregelung individuell handhaben. Das hat sich bewährt. Selbst in sehr komplexen Produktionsabläufen, wie bei der Autoproduktion, hat man gangbare Wege gefunden. Daran zu rütteln ist nicht nur kontraproduktiv, sondern lässt den Verdacht aufkeimen, dass es Ohoven um etwas anders geht. Seine Wortmeldung hat bereits heftigen Widerstand von allen Seiten herausgefordert.

Auch die Gewerkschaften sehen darin keinen Sinn. „Die Behauptung, Raucherpausen würden den Arbeitsablauf stören oder gar den Betrieb lahm legen, ist geradezu grotesk“, sagt Annelie Buntenbach aus dem Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Verdi-Rechtsexpertin Kerstin Jerchel sieht durch solche, scheinbar unüberlegten, Äußerungen sogar den Betriebsfrieden in Gefahr. Und wie sehr sich Mario Ohoven hier „in die Nesseln gesetzt hat“, wird auch dadurch deutlich, dass selbst die sonst wenig zimperlichen Nichtraucherverbände den Kopf schütteln und aus ihrer Sicht der Dinge den Vorstoß für übertrieben halten. „Game over in Level eins, Super – Mario“ könnte man hier anmerken.

 

 

 

 

 

Franz Bergmüller, Landesvorsitzender des VEBWK, sieht im Vorstoß des Wirtschaftsverbands nur Effekthascherei